Zurück zu deiner Quelle

Es war ein stiller Morgen, als Mia am Ufer des kleinen Sees stand. Der Nebel hing noch in den Bäumen, und die Luft roch frisch und klar. Die letzten Monate waren für sie wie ein Sturm gewesen: stressige Arbeit, zwischenmenschliche Konflikte und das Gefühl, immer weiter zu treiben, ohne festen Halt. Sie hatte das Gefühl, sich selbst verloren zu haben, in der Hektik des Lebens und der Erwartungen, die an sie gestellt wurden.

Sie schloss die Augen und atmete tief ein. Der See vor ihr spiegelte den wolkenlosen Himmel wider, und in diesem Moment spürte sie etwas, das sie lange nicht mehr wahrgenommen hatte – eine leise, aber tief empfundene Ruhe. Es war, als ob der See selbst eine Botschaft für sie hatte: „Komm zurück zu dir selbst.“

In ihrer Hektik hatte sie den Zugang zu ihrer eigenen Quelle verloren. Ihre innere Weisheit, ihre Bedürfnisse und Wünsche waren unter all dem Lärm des Lebens begraben. Doch hier, am Ufer des Sees, konnte sie spüren, wie eine leise Sehnsucht in ihr erwachte – die Sehnsucht nach Frieden, nach Balance, nach dem Einklang mit sich selbst.

Mia setzte sich auf einen Stein und blickte auf das Wasser. Sie dachte an die Zeit, als sie noch ein Kind war, als sie den gleichen See in den Sommerferien besucht hatte. Damals war alles einfacher gewesen. Sie hatte die Stille genossen, hatte die Zeit mit sich selbst verbracht, ohne sich Sorgen über die Zukunft zu machen. Es war diese Unbeschwertheit, die sie nun vermisste.

Langsam wurde ihr klar, dass sie nicht mehr der Mensch war, der sie in ihrer Kindheit gewesen war. Aber sie konnte wieder zu dieser Quelle zurückkehren. Sie musste nicht in der Vergangenheit leben, aber sie konnte sich von der Weisheit der Einfachheit und der Ruhe, die sie einst gekannt hatte, leiten lassen.

„Ich kann immer wieder zu mir selbst finden“, flüsterte sie leise. „Ich muss nur anhalten, atmen und zuhören.“

Mit dieser Erkenntnis fühlte sie sich leichter. Sie wusste, dass es nicht darum ging, alles zu kontrollieren oder perfekt zu sein. Es ging darum, in Momenten der Stille wieder zu der Quelle in sich selbst zurückzukehren – zu dem, was sie wirklich brauchte, um erfüllt zu sein.

Mia stand auf, ein leichtes Lächeln auf den Lippen. Sie fühlte sich erfrischt, als wäre sie durch den See selbst gereinigt worden. Es war nicht der Anfang eines neuen Lebens, sondern eine Rückkehr – zu sich selbst, zu der Quelle, die immer da gewesen war, tief in ihrem Inneren.

tk 2024